Ökologische Aspekte

 

Ökologische Aspekte eines Tiny Houses

 

Wie gehen wir mit unserer Umwelt um? Wie nutzen wir sie? Wie schaden wir ihr?

Dies sind generelle Fragen die uns Menschen viel mehr beschäftigen sollten als sie es derzeit leider tun. Jeder Deutsche verursacht laut einer weltweit angelegten Studie der Bertelsmann-Stiftung im Schnitt 614 kg Müll pro Jahr. Damit sind die Deutschen nicht nur im Fußball erneut Europameister.

Der Weltdurchschnitt liegt gerade ein mal bei 483 kg. Bei der Feinstaubbelastung liegt Deutschland weit hinten auf Platz 27 von 34. Laut der Studie wird auch das Grundwasser in Deutschland zu sehr beansprucht. In der Landwirtschaft werden pro Hektar im Durchschnitt 94 kg zu viel Nitrate und Phosphate auf die Äcker gebracht was die Böden sehr beschädigt. An 28% der Messstellen sind die maximalen Nitratwerte des Grundwassers überschritten (Stand 2016). Zu starke Bewässerung kommt hinzu, was ein Absinken des Grundwassers zur Folge hat.

Trotz allem kommt Deutschland auf Platz 6 der weltweiten Liste. Dies liegt hauptsächlich an der guten sozialen Absicherung sowie der Wirtschaft Deutschlands. Doch genau diese ist es, die unsere Umwelt so sehr beeinflusst. Je mehr Geld in den Erhalt und den Aufbau der Industrie und Exportwirtschaft Deutschland’s geht, desto mehr wird unsere Umwelt belastet. Sei es durch die unsachgemäße Bewirtschaftung der Wälder, die leider trotz vieler Bemühungen immer noch existiert und vor allem in Osteuropa ein großes Problem darstellt und dadurch die Artenvielfalt und den Umweltschutz beeinträchtigt, oder die Überdüngung der Äcker. Von großen Industrievierteln und großen Städten generell geht die meiste Feinstaubbelastung aus. In Süddeutschland liegt sie in einigen Bereichen schon weit über dem zulässigen Wert.

Es gibt viele Statistiken die uns immer wieder deutlich zeigen, dass wir uns auf unserem Wohlstand ausruhen und nicht bedenken welche Folgen dies für unsere Umwelt und somit auch für folgende Generationen hat.

„Nach mir die Sintflut“ 

Nach diesem Motto wurden tausende Fässer radioaktiven Mülls in das Endlager Asse verscharrt, nach diesem Motto lebten und leben die meisten Menschen, wenn auch häufig unbewusst, ihren Alltag.

Laut einer Studie des Brausen und Armaturen Herstellers Hansgrohe in Zusammenarbeit mit dem Markt­forschungsinstitut ICM Research London, die 4000 Befragte zwischen 18 und 64 Jahren umfasste, duschen die meisten Deutschen ein mal täglich mindestens 11 Minuten im Durchschnitt.

Eine normale Dusche verbraucht bei 3 Bar Druck je nach Brause zwischen 6 und 20 Liter in der Minute. Das macht im Durchschnitt von 11 Minuten mindestens 66 Liter pro Tag! Im Gesamtverbrauch des Wassers liegt der Durchschnittsdeutsche bei 122 Litern pro Tag (Umweltbundesamt Stand 2014). Diese Zahl umfasst angeblich auch das Trink-, Koch-,Wasch- und das Spülwasser für Toilette und Küche samt Putzwasser.

Wenn die Zahlen zusammen getragen werden ergibt sich folgendes Ergebnis:

  • mindestens 66 Liter für die Dusche
  • durchschnittlich 35 Liter für die WC-Spülung

In der Summe ergibt dies: 101 Liter Wasser. Übrig für die Statistik des Umweltbundesamtes bleiben 21 Liter für Trinken und Kochen, Geschirr spülen, Putzen, Körperpflege und das Wäsche waschen. Die Auflistung des Umweltbundesamtes wie folgt:

  • 3 l für Trinken und Kochen
  • 7 l zum Geschirr spülen
  • 7 l zum Putzen
  • 5–15 l für die Körperpflege
  • 20–40 l für Duschen (Baden nicht inbegriffen)
  • 30 l zum Wäsche waschen
  • 40 l für die Toilettenspülung

Es wird offensichtlich, dass sich die Statistiken widersprechen. Da aber das Minimum an Wasserverbrauch der Duschbrausen bei 6 Litern pro Minute liegt, würde dies eine tägliche Duschzeit von 4 bis 7 Minuten ergeben.

Es folgt die allgemeine Frage, wie lange wird tatsächlich geduscht und wie hoch ist die tatsächliche Anzahl an verwendeten Sparduschbrausen?

Die Zahlen lassen sich als sehr ungenau bezeichnen. Hinzu kommt der Fakt, dass es sich hierbei nur um den aktiven Wasserverbrauch pro Person handelt, der passive Konsum durch Güter (z.B Nahrungsmittel) liegt jedoch deutlich höher. Nämlich bei erschreckenden 4.000 Litern pro Tag (es handelt sich erneut um einen errechneten Durchschnittswert, Stand 2014).

Ein Beispiel: Die Produktion von einem Kilogramm Fleisch verbraucht über 15.000 Liter Wasser. Das entspricht ungefähr 100 Vollbädern.

Auch wenn unser aktiver Wasserverbrauch seit 1990 um 25 % gesunken ist, so bleibt der passive Wasserverbrauch dennoch enorm hoch. Tendenz steigend.

Jeden Morgen und Abend werden fleißig die Zähne geputzt. Nutzt man dazu konventionelle Zahnpasta enthält diese Plastikkügelchen in Form von Mikroplastik die in unseren Kläranlagen nicht herausgefiltert werden können und so in Flüssen und Meeren auftauchen. Der Kreislauf der Zahnpasta schließt sich sobald Fischgerichte gegessen werden, frisch und gesund. In Wahrheit essen wir Plastik.

Die meisten Erwachsenen trinken morgens Ihren Kaffee und auch wenn es inzwischen schon üblicher geworden ist Fairtrade und Bio-Kaffee zu konsumieren, so werden immer noch Espressokapseln produziert, sie bestehen aus aluminiumbedampftem Plastik und sind in keinem Fall recyclebar. Man könnte sie als Musterbeispiel für unnötige Müll- und Umweltbelastung bezeichnen denn sie werden in Müllverbrennungsanlagen verbrannt.

Der Weg zur Arbeit, zum nächsten Supermarkt, zum nächsten Termin ist doch häufig nicht all zu weit, bedenkt man dass 74 % der Deutschen in Städten leben. Trotzdem nehmen die meisten häufiger das Auto.

Von dem Strom und Energieverbrauch eines deutschen Haushalts mal ganz abgesehen. Inzwischen wird Solarenergie subventioniert und passive Energiehäuser sind modern. Dennoch sind auch diese auf verschiedene Weise unökologisch. Sie verbrauchen relativ viel Energie während des Bau’s und je nach Größe wird mehr oder weniger Grundfläche benötigt, was bei zunehmender Wohnungsknappheit in Städten und Randgebieten ebenfalls kritisch betrachtet werden sollte.

Stop!

Was hat das mit einem Tiny House zu tun?

Wasser:

Das Prinzip ist simpel. Das Leben in einem Tiny House folgt dem Prinzip,  „Weniger ist mehr „. So verbraucht eine Komposttoilette (mehr zur Komposttoilette hier ⇒ Link ) absolut kein Wasser. Damit spart der Benutzer ca. 30 % Prozent seines täglichen Wasserverbrauchs ein. Wenn ein Duschkopf in der sogenannten „low-flow Variante“ benutzt wird, kann erneut gespart werden in dem das Wasser mit Luft vermengt wird. Dadurch wird nicht nur weniger Wasser verbraucht, der Härtegrad kann ebenfalls gesenkt werden. Des weiteren wird durch den Einsatz eines internen Wassertanks der Bewohner sensibilisiert, er ist eher dazu angehalten sein Wasser sinnvoll einzuteilen. So wird sicherlich nicht unter laufendem Wasser abgespült.

Heizenergie:

„Ein kleines Haus zu heizen ist nicht schwer, ein großes Haus dagegen sehr.“

– ein Umweltbewusster 

Pro Quadratmeter werden 0,1 kw an Heizkraft berechnet. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein Haus mit einer Wohnfläche von 10 qm nur eine Heizkraft von 1 kw benötigt. Diese Werte gelten für durchschnittlich gedämmte Häuser, wird jedoch mit hochwertigen Dämmstoffen gedämmt und wärmetechnisch ausgereifte Fenster eingebaut, so kann sich dieser Wert noch deutlich reduzieren.

Beispiel: Ein Mini-Ofen der kaum 40 x 40 cm groß ist kann bis zu 4 kw an Heizenergie erzeugen.

Je kleiner also der Raum, desto weniger Energie wird benötigt. Auch von uns Menschen geht Energie in Form von Wärme verloren. Wir nutzen nur 20 % der zugeführten Energie für unsere Bewegung, die restlichen 80 Prozent werden in Wärme umgewandelt und über die Zeit abgestrahlt. Befinden sich 4 Menschen bei einem netten Abendessen in einem Tiny House, muss meist nicht mehr geheizt werden, vorausgesetzt es ist gut gedämmt.

Auch die Anordnung der Fenster spielt bei der Beheizung des Tiny Houses eine große Rolle. Eine große Glastür samt eines Dachfensters welche auf der selben Seite eines Tiny Houses eingebaut sind, können nach Süden ausgerichtet, die Solarthermische Energie nutzen um eine passive Wärmeleistung zu erzeugen. Die passive Solarthermie zu nutzen ist noch nicht so lange als Möglichkeit der Energieeinsparung bekannt, trotzdem durchaus effizient. Im Sommer müssen diese Fenster beschattet werden da sie nicht zur Kühlung des Tiny Houses beitragen. Dies ist aber kein Problem, da man das Tiny House theoretisch einfach unter einen Baum in den Schatten stellen kann, Mobilität sei Dank.

Elektrische Energie und Stromverbrauch:

Licht:

LEDs gelten allgemein als die umweltverträglichste Variante Licht zu erzeugen, unbekannt dagegen ist, dass auch das jeweilige Lichtspektrum unterschiedliche Einflüsse auf unseren Körper und unsere Gesundheit haben.

Am gesündesten für unseren Körper und unser Wohlbefinden sind Lampen die ein Lichtspektrum abstrahlen welchem dem der Sonne ähnlich ist. An das Lichtspektrum der Sonne kommen tatsächlich die alten Glühbirnen am ehesten heran. Sie strahlen Wärme und Licht ab die ein wohliges Gefühl hinterlassen. Leider verbrauchen sie auch den meisten Strom.

Halogenlampen sind zwar in ihrem Lichtspektrum nicht so gut wie die alten Glühbirnen, verbrauchen aber weniger Strom. Der Unterschied ist aber so gering, dass er nicht wirklich erwähnenswert ist. Häufig sind Halogenleuchtmittel auch nur in Form von Glühbirnen für Baustrahler etc. zu finden, deren Stromverbrauch noch schlechter ist als der alter Glühbirnen.

Wieso also keine LED-Lichter?

LEDs benötigen ein Minimum an Energie, strahlen ein gänzlich anderes Lichtspektrum aus. Dieses basiert auf der völlig anderen Funktionsweise von LEDs.  Bei LED-Lampen kommt die sogenannte Elektrolumineszenz zum Einsatz. Diese basiert nicht auf dem Glühen eines Drahtes und entwickelt deswegen kein warmes Licht, egal wie häufig „Warmweiß“ auf der Verpackung steht.

Es ist also Sinnvoll diese Leuchtmittel zu kombinieren. Direkte Beleuchtung über dem Esstisch zum Beispiel, sollte nicht aus LEDs bestehen. Dagegen kann man LEDs sehr Stilvoll als indirekte Beleuchtung einsetzen (z.B. unter Schrankkanten oder über Arbeitsflächen).

Sinnvolles ausleuchten ist wichtig für ein wohliges Gefühl. Je mehr Licht wir in einem Raum bekommen, desto besser für uns da er sich dadurch größer anfühlt. Licht hat eine positiv stimulierende Wirkung, vorausgesetzt es handelt sich um das „gesunde“ Licht. Je nach Farbgebung kann es sogar unsere Stimmung beeinflussen.

Es gibt auch LED-Leuchtstoffmittel, deren Farbgebung man aus den 16 Mio. Farben des Farbenkreises auswählen kann. Diese Variante scheint einen gewissen Kompromiss darzustellen.

Woher kommt der Strom in einem Tiny House?

Das System eines Tinyhouses ist oft so konzipiert, dass das Tiny House entweder an eine feste Stromquelle angeschlossen ist, oder aber auch ausschließlich eine Photovoltaikanlage verwendet, welche Elektrische Energie in ein Batteriesystem einspeist. Dieses Gewährt auch bei schlechtem Wetter eine gleichmäßige Stromzufuhr.
Die Solarpanele sollten nicht direkt auf dem Dach montiert werden, da sonst das gesamte Haus der Sonne im Verhältnis zu den Panelen ausgerichtet werden muss. Außerdem lassen sich mit einfachen Mitteln Nachführsysteme für die Solarpanele bauen, so dass die Effektivität gesteigert werden kann.

Auch wäre es möglich eine Mini-Windkraftanlage wie man sie auf Segelbooten von Langfahrtenseglern findet, zu installieren. Bliebe man länger an einem Ort an dem gegebene Windbedingungen herrschen, würde sich solch eine Anschaffung durchaus lohnen.

Gasverbrauch:

Gas ist ein fossiler Brennstoff und schadet durch seine CO2 Emission der Umwelt!

Wieso also Gas?

Das ist korrekt und trotzdem lohnt es sich, ein Gassystem in seinem Tiny House zu haben. Nicht immer reichen Solarkollektoren und Photovoltaikanlagen aus um das Tiny House zu 100 % mit Energie zu versorgen. Möchte man also vollständig Autark sein, benötigt man erneut eine Kombination. Die Möglichkeit den Backofen und den Kühlschrank mit Gas sowie auch Elektrizität zu betreiben ist definitiv die Erfolgversprechendste. Reist man mit dem Tiny House in nördliche Regionen, kann es in Wintermonaten vorkommen dass die Solaranlage nur 3 Sonnenstunden beschienen wird. Dies wäre definitiv zu wenig. Hinzu kommt, dass der Energieverbrauch eines Gasherdes samt Backofen  im Verhältnis zu dem Verbrauch der selben Energie in elektronischer Variante viel geringer ist. Auch auf kleinen Holzöfen kann man Kochen, so fern eine integrierte Kochplatte dafür vorgesehen ist. Diese Variante kommt selbstverständlich nur an kalten Tagen in Frage.
Ein weiterer Aspekt der gegen das Kochen mit Strom spricht, ist die relativ hohe Belastung des hauseigenen Stromnetzes. Das System kann zwar ausreichend dimensioniert werden, die Zuleitung jedoch, ist nur bis zu einem gewissen Grad belastbar. So fern keine feste Strominstallation an ein erschlossenes Grundstück vorhanden ist, wird der Strom von einer extra abgesicherten Leitung eines Hauses genutzt. Diese Tatsache begrenzt die Stromnutzung auf die jeweilige Höhe der Absicherung des Anschlusses. Auf Campingplätzen liegt diese Absicherung häufig unter 10 Ampere.

Die totale Versorgung durch eine Photovoltaikanlage ist zwar möglich, aber enorm teuer und platzeinnehmend.

Eine weitere Variante bildet das Kochen mit Bio-Ethanol. Diese Variante ist teurer als Gas und Strom. Des weiteren ist die Herstellung von Ethanol häufig fragwürdig, da hierzu Wälder und andere Biomasse gerodet wird.

Warmwasser:

Auch der Durchlauferhitzer wird mit Gas betrieben, hier ist der geringere Energieverbrauch der Gas-variante erneut ausschlaggebend. Ein elektrischer Warmwasserboiler oder Durchlauferhitzer verbraucht meist viel Strom.

In einer weiteren Variante kann ein Wärmetauscher in den Ofen oder das Ofenrohr integriert werden. Dies würde ein  Zweitsystem darstellen, welches mit weiteren Komponenten (Druckausgleichstank) versehen werden müsste.

Fazit:

  • Ein Tiny House kann völlig autark (je nach Ausstattung) mehrere Monate oder dauerhaft selbstversorgend bewohnt werden.
  • Der CO2 Fußabdruck pro Kopf wird minimiert da schon beim Bau weniger Energie benötigt wird.
  • Der Wasserverbrauch sinkt dank Komposttoilette und Low-flow Duschkopf automatisch um zwei Drittel.
  • Der Gasverbrauch und die generelle Gasnutzung kann variiert werden (je nach Stromzufuhr und Größe der Solaranlage)
  • Ökologische Baustoffe gewährleisten ein hervorragendes Wohnklima und garantieren gleichzeitig eine minimale Ausnutzung der Ressourcen.
  • Ein sehr kleiner Holzofen wird benötigt um das Tiny House zu beheizen. Ein kleiner Ofen bedeutet weniger Holzverbrauch.
  • Die Kombination von unterschiedlichen Leuchtstoffen garantiert ein Minimum an verbrauchter Energie bei gleichzeitig optimaler Ausleuchtung unter Beachtung der gesundheitlichen Faktoren.

Ein Tiny House zu bauen, hinterlässt mit Sicherheit kein schlechtes Gewissen bei den Bauherren.

Leopold