Ich komme aus einem Dorf in der Nähe der Lüneburger Heid und des Wendlands. Geboren bin ich in Norddeutschland jedoch von Süddeutschen Eltern. Ein manchmal lustiger Mix aus Insidern, Dialekten und viel Spaß in der Natur prägten meine Kindheit. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar für ihre Offenheit, das hat meiner Neugier und meiner Art Dinge einfach zu machen statt lang zu zögern sehr geholfen.
Ich habe mich schon früh für Architektur begeistern können,
wenn mir in der Schule langweilig wurde habe ich Grundrisse gezeichnet und in meinem Kopf die wildesten Pläne geschmiedet.
Ich wohnte mit meinen Eltern in einem von ihnen selbst sanierten, großen Fachwerkhaus. Nicht nur das, sondern auch Pferdeställe, Baumhäuser und viele andere Projekte wurden selbst gemacht, immer dabei Mini-Ich beim Schrauben anreichen, Bretter festhalten und Werkzeuge halten. Man könnte meiner Familie also eine gewisse Do-it-Yourself Neigung zuschreiben, die ich mir dann wohl abgeschaut habe.
In der 12. Klasse meiner damaligen Schule war es üblich eine Jahresarbeit zu schreiben. Damals bin ich eher durch Zufall im Internet auf die Amerikanische Tinyhouse Bewegung aufmerksam geworden, von Medialem Interesse in Europa war noch nicht eine Spur zu erahnen.
Wenn nicht schon vorher, war ich zumindest von diesem Zeitpunkt an „Architektur“ und „Häuschen-besessen“. Ich schaute mir alle Bilder und Videos die ich finden konnte an. Jedenfalls war ich begeistert. All die guten Argumente dafür im Kopf, entschied ich mich also meinen Eltern die Frohe Botschaft zu verkünden dass ich ein Tinyhouse bauen würde. Die Reaktion war erstmal verhalten, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt. Mein Vater meinte in dem für ihn typischen trockenen Humor: „Von mir bekommst du einen Zwanni.“
Ich trug meine Idee ein Tinyhouse als Schularbeit zu bauen etwas konkreter vor und ich glaube meine Eltern hatten zu diesem Zeitpunkt schon eine gewisse Sorge, dass ich es eventuell ernst meinen könnte. Ich bin meinen Eltern allerdings sehr dankbar, dass sie damals nicht sofort nein gesagt haben. Zweifel gab es nichts desto trotz von allen Seiten. Mein Bruder, der damals eine Tischlerlehre begann und etwas Erfahrung im Holzbaubereich hatte, sagte mir ganz unverblümt, dass er nicht glauben würde dass ich es schaffen könnte.
Spätestens als ich die zeichnerischen Pläne nach zwei Monaten so weit fertig hatte und finanziell mein von Verwandten angelegtes Führerscheingeld und gespartes für einen nagelneuen Trailer ausgab war allerdings klar, dass es kein zurück mehr geben würde.
Ich wollte ein Tinyhouse bauen, einziehen, meine Erlebnisse dokumentieren und veröffentlichen. Es sollte eben nicht nur ein Schulprojekt bleiben sondern auch ein Sozialökologisches – und Künstlerisches Statement werden. Ich wollte etwas ausprobieren, was in Deutschland bis dahin noch niemand wirklich in diesem Umfang getan hatte. Ich habe es also als Abenteuer gesehen.
Eine Garantie gab es natürlich nicht und Zweifel begleiteten mich selbstverständlich noch häufig während des Bauprozesses. Ich denke aber, dass mein Dickkopf und der Willen, es allen die an mir gezweifelt hatten zu beweisen, mir am Anfang am meisten geholfen haben. Später im Prozess war eher die natürliche Lernkurve und Durchalten verantwortlich für den Erfolg.
Wie gesagt habe ich als Kind viel praktisches Werken durch meinen Vater erlebt, der auch vor langer Zeit Architektur studiert hatte und somit über einiges an Wissen verfügt. Monatelanges Bücher wälzen, tägliche Internetrecherche und viele Gespräche mit Handwerkern und anderen Fachleuten später hatte ich dann auch selbst das Gefühl alle notwendigen Wissensbausteine zu besitzen. Die praktischen Arbeiten waren natürlich häufig neu für mich, aber mit einem gesunden Menschenverstand kann meiner Erfahrung nach jeder den sicheren Umgang mit Werkzeugen erlernen. Die Kreativität wie man praktische Probleme löst wächst auch während des Bauprozesses, so dass es rückblickend gar nicht so schwer erscheint.
Selbstverständlich! Grau ist jede Theorie. Die besagten Wissensbausteine in eigene, verantwortungsvolle Entscheidungen umzusetzen war häufig schwierig. Schließlich bewegte ich mich damals auf auch für Fachleute unbekanntem Terrain. Um Fair zu sein, Bauwägen und der gleichen gibt es natürlich schon ewig, wenn ich von „unbekannt“ spreche meine ich Aspekte wie die 3,5 Tonnen Gewichtsgrenze und meinen Anspruch alles getreu EU und DIN Normen zu bauen, ein Zertifikat vom TÜV zu bekommen und so weiter. Wie baut man nun aber so etwas, dass es dem Gesetzgeber gefällt, obwohl es dafür noch gar keine Gesetze gibt? Inzwischen ist das dank der großen Verbreitung etwas einfacher geworden und es ist nicht mehr so schwer auch im Beamtenkreis Tinyhouse Enthusiasten zu finden.
Der Handwerkliche Aspekt ging mir relativ leicht von der Hand, wenn auch die Motivations-Kurve ab und zu schwankte. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt alles selbst zu machen, inklusive Elektrik und der Sanitären Anlage, das war nicht immer einfach aber ein großartige Erfahrung. Ich hatte damals noch nie in meinem Leben so viel auf einmal gelernt.
Ich denke es war manchmal schwierig den Überblick zu behalten und
nicht verrückt zu werden. Wer ein Haus selbst baut ist nicht nur Bauherr, sondern auch Handwerker und Architekt zu gleich. Trotzdem musste ich meine Gedanken klar trennen. Ein Architekt behält den Überblick, hat Zeitpläne im Blick und trifft wichtige Entscheidungen mit den Bauherren.
Der Bauherr selbst behält die Kosten im Blick und kümmert sich um Finanzierung während der Handwerker Spezialist auf seinem Gebiet ist und sich mit vielen kleinen praktischen Problemen und der Umsetzung beschäftigt.
Ich bemerkte relativ schnell, dass ich zum Beispiel nicht vernünftig am Einbau eines Dachfensterrahmens arbeiten konnte, wenn ich gleichzeitig über den Einbau der Dusche und die Finanzielle Lage nachdenken würde.
Kleine Schritte zu machen und trotzdem das Gesamtbild nicht zu vernachlässigen, das musste ich erst lernen. Außerdem bin ich um einiges Geduldiger geworden *lacht*.
Mein erstes Tinyhouse war fast fertig als ich es in der Schule öffentlich als Jahresarbeit präsentieren musste. Vor Ort war auch Presse die Artikel über mein Projekt veröffentlichte. Außerdem hatte ich ja schon seit einem halben Jahr diesen Blog, der zwar langsam aber stetig wuchs. Ich wurde von anderen Tinyhouse – Fans häufig um rat gebeten, die besten Materialoptionen für den Eigenbau, Erfahrungen und Vorgehensweisen mit unserer gesetzlichen Lage und so weiter, all das musste erst noch erkundet werden. Ich hatte schon Erfahrung in dieser Nische.
In 2017 nahm die Tinyhouse Bewegung dann richtig fahrt auf.
Die ersten Medienberichte weckten das generelle Interesse und so hatte ich erst das Vergnügen mit der Regionalen Presse, dann Bundesweit und auch international interviews zu geben. Außerdem wurden dadurch auch andere Formate wie Blogs, Magazine und auch das Fernsehen auf mein Projekt aufmerksam. Irgendwann kam ich zeitlich nicht mehr hinterher. über 20 Stunden die Woche Fragen zu beantworten und mit Interessierten zu sprechen konnte und wollte ich nicht mehr. Seit diesem Zeitpunkt berate ich offiziell. Schnell bekam ich auch die ersten Anfragen ob ich auch Tinyhouses bauen würde, was ich über ein halbes Jahr ablehnte. Letztendlich bin ich aber glücklich diesen Schritt getan zu haben.
Durch das allgemein gestiegene Interesse bekam ich nun deutlich mehr Anfragen über diesen Blog und die Social Media Kanäle. Ich war gerade inoffiziell von einigen Medien als „Tinyhouse Experte“ bezeichnet worden, als der Tinyhouse-Boom losging. Mein Timing war auch mit Glück verbunden. Aus all den verschiedenen Erfahrungen und Projekten die ich seither durchführen konnte schöpfe ich mein Wissen. Zertifizierte Arbeit kann ich durch ein klasse Netzwerk und Team aus mitarbeitenden Fachkräften erbringen.
Es ist etwas besonderes am Beginn einer Bewegung aktiv dabei zu sein und als „Pionier“ zu gelten, auch wenn ich diesen Begriff nicht so gerne höre. Das Konzept des kleinen Wohnens gibt es nun mal seit der Steinzeit, wenn auch aus anderen Gründen.