Man liest und hört immer häufiger davon, dass das weggeben, aussortieren und simplifizieren des eigenen Hausstands angeblich glücklicher macht. Doch ist dem auch wirklich so?
Vorweg: Diese Frage kann ich für dich nicht beantworten. Jeder Mensch muss seine eigenen Erfahrungen machen und darum, gebe ich dir hier 10 Schritte an die Hand, mit deren Hilfe du entweder glücklicher Minimalist wirst, oder zumindest weißt dass das nicht so dein Ding ist. Denn was hilft es wenn ich einen Ellen langen Artikel schreibe und du nun doch nicht weißt ob das mit dem Minimalismus auch was für dich sein könnte. „Ausprobieren“ ist das Zauberwort.
Der Frage ob gelebter Minimalismus wirklich glücklicher macht und vielen weiteren Fragen forsche ich in zukünftigen Artikeln intensiver nach. Hier soll es nun aber um die ersten Schritte gehen.
1. Mach dir klar warum du es tust
Als erstes solltest du dir darüber Gedanken machen, was „Minimalismus“ für dich überhaupt bedeutet und mit welchen Erwartungen du an den Prozess des aussortieren herangehst. Niemand wird über Nacht zu Marie Kondo und niemand muss zu einem Super-Minimalisten werden. Es wird sich auch bei dir um einen längeren Prozess handeln, den du bewusst erleben kannst. Wie stellst du dir ein simpleres, minimalistischeres Leben vor? Sind deine Erwartungen an dich selbst zu hoch?
Ein minimalistischeres Leben zu führen bedeutet nicht nur deinen Kleiderschrank auszurümpeln, vielmehr zieht sich dieser Prozess durch den gesamten Querschnitt deines derzeitigen Lebens.
Um dir ein paar gute Gründe und Beispiele zu nennen, welche Vorteile ein minimalistischer Lebensstil mit sich bringen kann:
- Aufräumen und Saubermachen nehmen nur noch einen Bruchteil deiner Zeit in Anspruch und Lebenszeit ist ein limitiertes Geschenk
- Du musst nie wieder nach wichtigen Unterlagen oder Gegenständen suchen, sondern findest alles im Handumdrehen
- Dein Wohnraum wird zu einem beruhigenden und nährenden Ort der dir im Alltag Kraft und Gelassenheit geben kann
- Du kannst dich auf die wichtigen Dinge deines Lebens konzentrieren
- Es spart Geld
- du wirst freier in deinen Gedanken
Dies sind nur ein paar der Merkmale die minimalistisch lebende Menschen an sich beobachten. Wenn du mehr zu den 10 besten Gründen für Minimalismus wissen möchtest schau mal HIER.
2. Aussortieren VOR Organisieren
Viele Anfänger machen den Fehler, eine Menge Aufwand in das Organisieren des eigenen Besitztums zu stecken. Das kann sicherlich auch befriedigend sein, jedoch ist es nur eine Frage der Zeit bis aus Ordnung wieder Unordnung entsteht. Einen richtigen Unterschied und die besten Erfolge erzielst du, in dem du erst ausrümpelst und danach organisierst. Du musst aufhören deinen Krempel zu Managen und dich von Dingen die dir keine Freude bereiten ein und für alle mal trennen.
3. Vorher & Nachher Fotos
Fotos von deinem Krempel zu machen soll dich nicht ermahnen endlich aufzuräumen, sondern dich während deines Prozesses motivieren am Ball zu bleiben. Oft ist es schwierig Fortschritte zu erkennen, vor allem wenn der Haufen an Dingen einfach nicht schrumpfen will.
Zu Beginn ist es noch ein lustiges und spaßiges Unterfangen, das kann sich aber spätestens wenn es um sentimentale Gegenstände geht sehr schnell ändern. Mit Vorher-Naher Fotos behältst du einen Überblick und kannst dir wenn die Motivation nachlässt ansehen wie weit du schon gekommen bist.
4. Kategorisieren und Überblick verschaffen
Alles auf einmal auszusortieren ist in den meisten Fällen unmöglich und selbst wenn, lässt unsere Entscheidungskraft häufig nach den ersten Stunden nach. Es wird dir enorm helfen, deinen Besitz in Kategorien unterteilt zu betrachten und nicht nach Zimmern aufzuräumen. Fange mit deiner Kleidung an und arbeite dich langsam bis zu den Gegenständen mit sentimentalem Wert durch. Dabei ist es wichtig alle Gegenstände auf einen Blick zu sehen um einen Überblick und eine Wahrnehmung für die Menge zu entwickeln. Das heißt im Klartext, alle Klamotten auf einen Haufen und los gehts.
Die größten Quellen des Chaos sind in der Regel: Kleidung & Schuhe, Papierkram, Bücher, Zeitungen, Magazine, der Keller oder ein anderer Stauraum und die Küche. Selbstverständlich sind diese Kategorien individuell verschieden.
5. Sei konsequent & ehrlich mit dir
Du kannst beim Aussortieren 3 Stapel machen: Behalten, Abgeben und Vielleicht abgeben. nach dem ersten Durchgang tust du alle Dinge die auf dem „Abgeben“ Stapel gelandet sind weg und gehst den „Vielleicht“ Stapel durch. Im Zweifelsfall löse dich eher von Dingen. Sei ein wenig streng mit dir und konsequent in deinen Entscheidungen. Im Grunde handelt es sich um brutale Ehrlichkeit gegenüber dir selbst. Das fällt vielen schwer. Lass dir Zeit und überlege dir gut welche Gegenstände dir Freude bereiten und bei welchen du bereit bist sie loszulassen. Nimm jeden Gegenstand in die Hand. Wenn du merkst dass du zu schnell in das Muster „Aber das könnte ich ja noch mal irgendwann gebrauchen…“ zurück fällst, leg eine Pause ein.
6. Ruh dich aus
Zu viel auf einmal hilft dir langfristig nicht. Der Mensch kann jeden Tag nur eine begrenzte Anzahl an guten Entscheidungen treffen. Außerdem kann die reine Menge an Dingen die es auszusortieren gilt schnell überwältigend wirken. Setz dir Ziele und nimm dir immer nur eine und maximal zwei Kategorien pro Tag vor, du musst nicht alles auf einmal schaffen.
So wirst du jeden Tag merken wie befreiend ausmisten sein kann.
7. Was macht dich Glücklich?
Nach dem du dein Haushalt entrümpelt hast und nur noch Dinge besitzt die dich glücklich machen oder einen großen sentimentalen Wert für dich haben, kannst du dich und dein neues aufgeräumtes Leben organisieren.
Du wirst schnell bemerken dass du nichts vermisst. In Zukunft möchtest du nur noch Produkte kaufen, die dich wirklich glücklich machen und mit denen du dich bewusst umgeben möchtest. Von allem anderen kannst du dich respektvoll verabschieden. Denn hinter jedem Gegenstand steckt eine Geschichte.
„Minimalism is not about having less, its about making room for more of what matters.“
Belohne dich in Zukunft lieber mit tollen Erlebnissen, einem guten Essen oder einem schönen Ausflug mit Freunden statt mit einer shopping tour.
Du wirst sehen, dass du dir durch den Fokus auf die Dinge die dir wirklich wichtig sind, eine innere Klarheit und Ruhe schaffst.
8. Mach dir aufräumen zur Gewohnheit
Nach dem du hunderte oder sogar tausende Dinge aus deinem Leben entfernt hast, wirst du merken wie viel Zeit du bis dahin damit verbracht hast deinen Besitz zu verwalten und zu organisieren. Wenn alles seinen festen Platz hat brauchst du mit deinem dezimierten aber glücklichen Besitz wahrscheinlich nicht einmal 2 Stunden pro Woche aufzuräumen.
Ein fester „Aufräumen Tag“ hilft dir außerdem weniger Dinge anzusammeln die du pflegen und wegräumen musst.
9. Wie viel ist zu viel
Jeder muss für sich selbst entscheiden wie Er oder Sie Minimalismus für sich definiert und wo die Grenze liegt. Es sollte kein Zwang entstehen, wenn die Grenze der eigenen Zufriedenheit der Maßstab ist, läuft man auch nicht so schnell Gefahr seine eigenen Grenzen zu überstürzen. Eine große Modelleisenbahn Sammlung zu besitzen schließt nicht aus gleichzeitig Minimalist sein zu können. Für mich ist mein Minimalismus nicht nur der praktische Grundsatz etwas weniger zu Besitzen sondern auch eine Einstellung dem Leben gegenüber. Ich vertraue mir mehr selbst seitdem ich weiß was mich erfüllt. Der Fokus auf diese Dinge führt mich zu einem glücklicheren Leben.
10. Mach dich Frei
Befreie deine Gedanken. Oft halten wir an negativen Denkmustern und Glaubenssätzen fest, die unsere Lebensqualität einschränken.
Nicht nur dein Besitz gehört entrümpelt, auch immaterielle Dinge wie zum Beispiel der Glauben, dass du erst in ein großes Haus oder große Wohnung ziehen musst um ein schönes Zuhause zu haben, oder dass du erst liebenswert bist wenn du so oder so aussiehst. Die Meisten dieser negativen Gedanken haben einen Ursprung. Sei es dass uns gewisse Dinge von Werbungen oder gesellschaftlichen Standards suggeriert werden oder wir sie von klein auf erlebt und erlernt haben. Die Klarheit und Freiheit die dir ein äußerer Minimalismus schenkt, kann dir dabei helfen auch eine innere Klarheit und Frieden mit dir selbst zu finden.